
Glasfaser-Hausanschlüsse sind filigranes Handwerk. Ein Achtel Millimeter dick sind die einzelnen noch ummantelten Fasern der Mikrokabel vom Netzverteiler zum Haus, kaum dicker als ein menschliches Haar und damit so fein, dass das Hantieren damit anfangs eine Herausforderung ist. Die noch viel dünnere Faser selbst hat einen Durchmesser von nur neun Mikrometern: ein Bruchteil.
Und so kommen die Teilnehmer des neuen Seminars „Glasfaser kompakt: Einblastechnik und Montage“, das die Handwerkskammer für Ostfriesland an unserer tbd-Akademie anbietet, in der Praxis am Anfang durchaus ins Schwitzen. Denn so feine Fasern bändigen, braucht Übung. Ebenso, sie sauber abzusetzen, also den Schutzmantel präzise zu entfernen, die Bündeladern richtig zu sortieren, unbenutzte haardünne Stränge in entsprechenden Kassetten sauber gewickelt abzulegen, die weiteren hauchfeinen Fasern im „Cleaver“, dem Faserbrechgerät, kappen und möglichst mikrometergenau miteinander akribisch zu verbinden – das Spleißen mit einem Fusionsspleißgerät.
Filigrane Feinarbeit
„Ist das eine Fummelarbeit“, grummelt Teilnehmer Jannes zu Beginn – bei der Zähmung widerspenstiger Fasern. Immer wieder entziehen sie sich dem Zugriff. Auch sein Kollege Gabriel sagt: „Das braucht am Anfang wirklich Geduld.“ Es sind ungewohnte Übungen für alle Teilnehmer des Seminars, die bislang als Mitarbeiter von Helmut Lübben Fernmeldebau aus Neudorf (Uplengen) zwar in der Branche schon erfolgreich unterwegs gewesen sind, aber vor allem Tiefbauarbeiten erledigt haben.
„Mich reizen neue Herausforderungen, und mich reizt es, im Unternehmen nochmal was Neues zu machen, beruflich“, sagt Jannes. Aufgaben, die auch Fingerspitzengefühl erfordern, aber bei weitem nicht so filigran sind. Und doch: Mithilfe von Tipps der Akademie-Trainer und mit jedem weiteren Handgriff werden die Bewegungen sicherer, und auch die hauchfeinen Fasern fügen sich.
Zweieinhalb Tage, dicht gepackt mit Wissen und realitätsnahen Übungen – und am Ende Teilnehmer, die wichtige Schritte auf dem Weg zu neuen Berufsperspektiven genommen haben: Es war eine erfolgreiche Premiere des neuen Seminars.

Wichtiges Wissen für die Praxis
Das Ziel ist klar: den Teilnehmenden in zweieinhalb Tagen das nötige Wissen und handwerkliche Rüstzeug an die Hand zu geben, um sie in die Lage zu versetzen, dass sie selbstständig FTTH-Hausanschlüsse herstellen können. Das heißt: die entsprechenden Mikrokabel zum Haus einblasen und darin dann den entsprechenden Anschluss herstellen, Kabel absetzen – quasi abisolieren – und spleißen, Fasern koppeln und nicht benutzte Stränge in den Ein- und Mehrfaser-Management-Kassetten ablegen.
Die Teilnehmenden lernen: Welche Werkzeuge gibt es und sind sinnvoll und nötig, um die Aufträge sauber zu erledigen? Wie sind die Netze aufgebaut? Wie liest man Pläne richtig und dokumentiert korrekt? Welche Fasertypen mit welchen Biegeradien gibt es? Wie funktionieren optische Übertragung und Dämpfung? Wie sind Kabel und Fasern aufgebaut und farblich kodiert? Welche Kabeltypen gibt es? Wie wartet und bedient man Einblas- und Spleißgeräte? Wie bereitet man Fasern vor? Mit welchem Druck wird eingeblasen? Wie bläst man kleine Mikroschwämmchen ein, die möglicherweise angefallenes Kondenswasser aufsaugen, bevor die Glasfaser auf einem Luftkissen unter Druck durchs Leerrohr schwebt? Und noch einiges mehr.

Spleißen – Glas trifft Glas
Mit dem Mantelschneider wird die äußere Hülle angeritzt – nicht zu tief, kein Kratzer darf die Bündeladern berühren. Die farbigen Röhrchen werden sortiert. Mit einer speziellen Absetzzange wird die Beschichtung der Faser auf den letzten Millimetern entfernt, bis die blanke Glasfaser im Licht schimmert. Die Faser wird im Cleaver millimetergenau gebrochen, mit Isopropanol gereinigt, ins Fusionsspleißgerät eingelegt. Eine Drei-Achsen-Mechanik mit Kamera richtet beide Enden aus, dann flackert ein winziger Lichtbogen auf – Glas verschmilzt mit Glas. Das Ergebnis: ein Übergang so sauber, dass er das Licht fast verlustfrei passieren lässt. Ein Crimp-Spleißschutz umschließt den Spleiß.
Nicht nur die „Fummelarbeit“ wird dabei geübt – erst an Muffen, die übersichtlicher sind, dann am Netzverteiler und am Glasfaser-Abschlusspunkt (Gf-AP), über den die Häuser am Glasfasernetz angeschlossen werden. Auch das Einblasen – unter echten Praxisbedingungen: Dafür haben wir an unserer Akademie sogar eine, in dieser Art, bundesweit einzigartige Teststrecke.

Mit jedem Handgriff werden die Teilnehmer sicherer. Und am Ende der 2,5-tägigen Weiterbildung haben sie ihre ersten eigenen Hausanschlüsse gebaut – wie im echten Leben, vom Netzverteiler bis zum Gf-AP. Und damit haben sie sich über das Seminar neue berufliche Perspektiven erarbeitet. „Hat echt was gebracht“, sagen beide zum Abschluss.