
Ein letztes Mal fahren Peter und Frederik die Leiter aus. Sie sichern die Leiter sorgsam und steigen rückwärts über die Böschung hinab – bis zur Sohle des etwa drei Meter tiefen Rohrgrabens. Unten liegt der mächtige Rohrstrang, für den unsere Werkstoffprüfer gekommen sind: 1,20 Meter im Durchmesser. Darunter bleiben etwa 20 Zentimeter Luft als Bettung fürs spätere Verfüllen. So können sich unsere Kollegen gerade so in die Augen blicken, wenn sie daran arbeiten.
Frederik klettert unter das Rohr, direkt an eine Schweißnaht, die die rund zwei Zentimeter dicken Rohrwände verbindet. Beide ziehen silbern glänzende Filme hervor – schmale Bahnen, etwa so breit wie Toilettenpapier. Mit Magneten befestigen sie die Streifen über der Naht, rund um das Rohr. In der Bettung unter der Leitung steht ein kleines Metallgehäuse, etwa so groß wie eine Thermoskanne. Darauf prangt das Zeichen für Radioaktivität. Und darin steckt ein Isotopen-Arbeitsgerät – das Herzstück der Prüfung.
Mit seiner Hilfe durchstrahlen unsere Kollegen die Schweißnähte – ähnlich einer Röntgenaufnahme. Auf den zuvor angebrachten Filmen zeigt sich anschließend exakt, ob die Naht makellos ist – oder sich irgendwo kleinste Fehlstellen oder Risse verbergen. Denn diese Nähte müssen halten: Sie sollen künftig einem Druck von etwa 100 bar standhalten – zunächst mit Erdgas, später voraussichtlich mit Wasserstoff. Um das sicherzustellen, untersuchen unsere Prüfer die Nähte ganz genau – stets nach den technischen Regelwerken des DVGW und den geltenden DIN-Normen.

Präzision für die Versorgungssicherheit
Fast 800 Mal haben Peter, Frederik und weitere unserer zertifizierten Werkstoffprüfer diese Arbeit in den vergangenen Monaten durchgeführt – konzentriert und akribisch. Sie waren im Einsatz für ein technisch anspruchsvolles Pipeline-Projekt des Netzbetreibers Open Grid Europe (OGE). Die neue Leitung führt von den Gasspeichern in Etzel über Wardenburg bei Oldenburg bis nach Drohne bei Diepholz. Ihr Ziel: das in den Kavernen gespeicherte Erdgas künftig noch effizienter zu verteilen. So trägt sie zur sicheren Energieversorgung Deutschlands bei. Die Leitung ist bereits H₂-ready, also für den späteren Transport von Wasserstoff ausgelegt.

Die „goldene Schweißnaht“
Im ersten Bauabschnitt verlegten die Bautrupps auf rund 60 Kilometern zwischen Etzel und Wardenburg tonnenschwere Rohre, mindestens einen Meter unter der Oberfläche. Nun ist der erste große Meilenstein erreicht: die „goldene Schweißnaht“. Sie markiert die Fertigstellung der Leitung Etzel–Wardenburg, kurz EWA, die bis Ende des Jahres in Betrieb gehen soll. Die letzte Schweißnaht wurde in der Nähe von Wiefelstede gezogen – am Übergang zwischen dem ersten und dem zweiten Baulos.


Unser Beitrag zum Großprojekt
Unsere Werkstoffprüfer von TBD waren im zweiten Baulos im Einsatz – im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft EWA, zu der sich die Friedrich-Vorwerk-Gruppe, Bohlen & Doyen, PPS Pipeline Systems und Habau zusammengeschlossen haben. Die letzte Schweißnaht, die Frederik und Peter prüften, lag am anderen Ende der Leitung, direkt vor der Einbindung in die Verdichterstation der weitgehend parallel verlaufenden Gasversorgungsleitung Norddeutsche Erdgas-Transversale (NETRA).

Entlang der 24 Kilometer langen Trasse wurden alle Nähte zunächst automatisiert mit Ultraschall (AUT) geprüft. Anschließend kontrollierten unsere Fachleute die rund 800 Schweißnähte zusätzlich mithilfe von Radiografie – etwa ein Viertel davon ergänzend per Hand mit Ultraschall. Bei Bedarf folgten Wanddickenmessungen, Magnetpulver- und Vakuumtests. So stellten wir sicher, dass jede Verbindung hält, was sie verspricht: Dichtheit, Stabilität und Sicherheit.
Unser Beitrag ist bei solch großen Pipeline-Projekten entscheidend für den Fortgang der Arbeiten. Sobald die Schweißer die Naht gesetzt haben, beginnen unsere Kollegen mit der Durchstrahlungsprüfung. Erst wenn sie sichergestellt haben, dass die Verbindung makellos ist, geht es weiter. Dann können weitere Fachleute damit beginnen, das Rohr für den Korrosionsschutz zu umhüllen – und den Rohrgraben an dieser Stelle wieder zu verfüllen. Genau hier zeigt sich, wie wichtig das eingespielte Miteinander der Teams für den Erfolg ist. Ein sehr guter Grund, um von unserer Seite Danke zu sagen – für das kollegiale, enge Miteinander mit den Partnern. Aber auch für die große Flexibilität und die Einsatzbereitschaft unserer Fachleute, die immer dann dran sind, wenn die andere Arbeit erledigt ist.

Teamarbeit im Netz
Genau das hat auch Detlef Brüggemeyer, Technischer Geschäftsführer bei OGE, beim offiziellen Festakt zur „goldenen Schweißnaht“ gewürdigt: „Das Leitungsbauprojekt EWA hat von den ersten Planungen bis zur Inbetriebnahme rund drei Jahre gedauert. Das war nur dank der guten Zusammenarbeit innerhalb der Baumannschaft und durch den engen Schulterschluss mit der Region möglich.“ In seinem Grußwort betonte er die Bedeutung der Nordregion für die deutsche Energieversorgung – heute mit Erdgas, künftig auch mit Wasserstoff. Das Projekt in dieser Region stehe beispielhaft dafür.
Seine Worte fassten zusammen, was das Projekt getragen hat: Präzision, Verlässlichkeit – und echtes Teamwork im Netz. Auch sonst sei man zufrieden: Immerhin gelang es in knapp einem Jahr, den Bau der Pipeline fast komplett abzuschließen. Nun stehen bis Jahresende noch die finalen gastechnischen Arbeiten an, bevor die Leitung planmäßig in Betrieb geht – und parallel bereits der Bau des nächsten Rohrstrangs beginnt: von Wardenburg nach Drohne.
Und so haben auch wir in diesem Projekt wieder als zuverlässiger Partner im Netz mitgeholfen, dass die Lebensadern unserer modernen Gesellschaft intakt bleiben – für Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz.
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