Manchmal stehen wir im Wald – und schauen in die Röhre. In diesem Fall in vorsichtig freigelegte Schutzrohre um Pipeline-Druckleitungen. Das zumindest haben die Kollegen unseres Projektbüros in Bernau jetzt im Cöthener Forst im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg getan. Mit einem Plan und einem Auftrag.
Generell sind wir seit Jahren immer wieder aktiv in der kritischen Infrastruktur, um Sanierungsarbeiten an Pipelines im laufenden Betrieb zu erledigen. Dazu zählen auch Arbeiten an Schutzrohren, die die Leitung schützen sollen vor möglichen Beschädigungen durch Fahrzeuge, wenn Straßen unterquert werden. Auch im Cöthener Forst haben wir das Leitungssystem unter größter Vorsicht freigelegt – diesmal im tiefsten Wald, durch den die Pipeline verläuft.
Hinweise auf eine beschädigte Ummantelung
Nun gab es den Verdacht, dass Mantelrohr und die Ummantelung des Produktrohrs sich berührt und dies zu einem möglichen Abrieb an der Pipeline-Umhüllung geführt hatten.
Wie das? Über sogenannte Kathodenschutz-Messäulen (siehe Infokasten unten) hatten die Verantwortlichen Auffälligkeiten an dieser Stelle im Cöthener Forst festgestellt. Dort quert ein Waldweg die Leitung, und um das Produktrohr gegen mögliche Erschütterungen durch Forstfahrzeuge und anderes schweres Gerät im Wald zu sichern, war deshalb dort zusätzlich ein Mantelrohr verbaut worden.
In diesem Fall hatten zusätzlich sogenannte intelligente Molche, die das Rohr reinigen und über aufwändige Ultraschallmessungen Wandstärken und darüber den Korrosionszustand messen können, am Punkt im Cöthener Forst Hinweise auf eine Fehlstelle geliefert. Auch deshalb war die Stelle im Sinne von Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz zu untersuchen.
Um mögliche Korrosion frühzeitig zu beseitigen, zugleich aber auch dauerhaft auszuschließen, dass Mantelrohr und die Rohöl-Leitung sich berühren, kam der Auftrag, die alten Schutzrohre zu entfernen, mögliche abgeriebene Stelle an der Ummantelung auszubessern und das Rohrsystem im Anschluss nach dem Verfüllen mit zusätzlichen Betonplatten gegen Erschütterungen von Fahrzeugen darüber zu schützen.
Das alte Schutzrohr zu entfernen war in diesem Fall eine durchaus herausfordernde Aufgabe, weil sie eine Überraschung bereithielt: Anders als vermutet, war es in einem Fall kein Stahl-Schutzrohr, das wir vorsichtig freigelegt haben. Vielmehr war an dieser Stelle eine Umhüllung aus inzwischen bröselig gewordenem Beton mit vor Jahrzehnten handverschweißten Querspanten um die Leitung gelegt und vergraben worden. Ein Unikat im weitesten Sinne.
Pipeline-Abschnitt sauber und zuverlässig saniert
Das galt es, ebenfalls wie das Mantelrohr um die zweite, parallel laufende Leitung, unter größter Umsicht aufzutrennen. Schließlich durften die in Betrieb befindlichen Pipelines selbst auf gar keinen Fall beschädigt werden. Weshalb der Leiter unseres Projektbüros in Bernau, Rohrleitungsbau-Meister René Lieke, und Polier Jan Müller sich vor Ort intensiv ausgetauscht haben, um die bestmögliche Lösung für den unerwarteten Fall zu wählen.
Mit vorsichtigen Schnitten ist es unseren Kollegen gelungen, auch das alte Stahlbeton-Schutzrohr in zwei Halbschalen aufzutrennen, es behutsam um die vorsichtig abgestützte Leitung herum zu entfernen und stattdessen nach dem Verfüllen mit Betonplatten zu schützen. Zudem haben wir Fehlerstellen am Produktrohr sorgsam ausgebessert und es neu umhüllt. Und so ganz nach unseren Kernmaximen Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Leitung einwandfrei funktioniert.
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FAQ: Was ist Kathodenschutz?
Um Rost am Rohrsystem zu verhindern und um so die Lebensdauer der Leitung zu verlängern und die Standsicherheit der Leitung zu gewährleisten, wird die Pipeline zusätzlich zur Ummantelung über einen sogenannten kathodischen Korrosionsschutz auch aktiv gewappnet und dazu mit einem Schutzstrom beaufschlagt.
Bei Pipelines aus Stahl, die unter hohem Druck stehen, werden in bestimmten Abständen Elektroden (Anoden) in einigen Hundert Metern Abstand von der Leitung im Boden versenkt, die mit dem Rohr und dem Erdboden einen Stromkreis bilden. Eine externe Stromquelle versorgt eine Anode mit Strom, der auf die Leitung übertragen wird, um sie kathodisch zu schützen. Alternativ kann auch eine Opferanode zum Einsatz kommen. Hierbei wird ein weniger edles Metall (Magnesium oder Zink) als Anode eingesetzt. Es korrodiert anstelle des zu schützenden Metalls (etwa der Leitung oder eines Behälters).
So kann man mithilfe spezieller Messgeräte auch Fehlstellen orten – denn an beschädigten Ummantelungen, wo Feuchtigkeit eindringen und Korrosion entstehen kann, wächst der Schutzstrombedarf.