Lisa Grabert hat ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin für Tief-, Straßen- und Landschaftsbau bei tbd als eine der Landesbesten abgeschlossen. Um ihr Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu geben, hat ihr das Unternehmen ein Studium des Bauingenieurwesens finanziert. Auch das hat sie mit „sehr gut“ abgeschlossen und geht nun erste Schritte auf dem Weg, Projektleiterin in einer stark männlich geprägten Branche zu werden.
Seit einigen Wochen fühlt sich das Vertraute für Lisa Grabert aufregend neu an. Ist auch außerhalb der Semesterferien zurück dort, wo sie schon jahrelang war – beim Friedeburger Netzdienstleister tbd. Doch erlebt sie dasselbe Unternehmen jetzt aus neuer Perspektive, in neuer Rolle. Als Trainee in der Projektleitung.
Zuvor hat sie für ein Novum in der Firmengeschichte gesorgt. Das Unternehmen hat der jungen Frau ihr Studium finanziert – um ihr Möglichkeiten zu bieten ihr großes Potenzial weiter auszuschöpfen, um ihr Perspektiven aufzuzeigen und Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten: über einen Werkstudenten-Stipendienvertrag.
Ziel: Projekte leiten in einer überwiegenden Männerdomäne
Das Studium – Bauingenieurwissenschaften mit Schwerpunkt Wasserbau und Umwelttechnik an der Jade Hochschule in Oldenburg – hat sie nun mit einer Eins vor dem Komma abgeschlossen – und schickt sich jetzt an, als Frau in einer noch immer stark männlich geprägten Branche selbst Projekte zu leiten.
Wieso das? Bei tbd hatte die junge Wiesmoorerin zuvor bereits ihre Ausbildung zur Bauzeichnerin für Tief-, Straßen- und Landschaftsbau absolviert. Hat im Geschäftsfeld Ingenieurwesen Projekte aufgemessen, für die Abrechnung gezeichnet, sich auch in die Planung eingebracht – und hat ihre Ausbildung als eine der Landesbesten ihres Faches abgeschlossen.
Belohnung für herausragende Leistungen
tbd-Geschäftsführer und Mitgründer Uwe Jahnke sagt: „Lisa Grabert hat wirklich herausragende Leistungen während ihrer Ausbildung gezeigt. Wir haben sie als Mensch kennen und sehr schätzen gelernt, sie teilt unsere Werte, passt hervorragend ins Team. Und wir sind überzeugt: Gemeinsam wachsen ist besser als allein.“
Zudem möchte das Unternehmen grundsätzlich gern den Anteil an Frauen in projektleitenden Funktionen steigern – „weil Frauen vielfach zusätzliche Perspektiven mitbringen, Dinge nochmal anders angehen, und weil das bereichernd ist und uns weiter bringt”, sagt Uwe Jahnke – und fügt an: „Lisa hatte frühzeitig den Wunsch geäußert zu studieren und sich weiterzuentwickeln. Und da haben wir uns zusammengesetzt – und entschieden, wir bieten ihr an, ihr Studium mit einem Stipendium zu finanzieren. Denn wir wollten sie nicht verlieren und vielmehr langfristig bei uns behalten – um gemeinsam zu wachsen. Klar ist das für uns eine Investition – aber eine, von der wir überzeugt sind, dass sie sich für alle Seiten lohnt.“
Erste Einblicke in Theorie und Praxis als Technikantin
Wie aber ist die junge Frau überhaupt zum Beruf in der Männerdomäne gekommen? „Ich habe mich schon in der Schule besonders für die naturwissenschaftlich-technischen Fächer begeistert. Weil ich aber noch nicht genau wusste, welchen Weg ich einschlagen möchte, habe ich nach dem Abitur das sogenannte Niedersachsen-Technikum absolviert.“
Das Niedersachsen-Technikum ist ein halbjähriger kombinierter Schnupperkurs, bei dem die Teilnehmer parallel in einem bezahlten Praktikum das Arbeitsleben in der MINT-Branche kennenlernen und verschiedene naturwissenschaftlich-technische Studienfächer erkunden können – um mehr Frauen für diese Berufszweige zu begeistern. Auch wenn die Anteile ein wenig gestiegen sind über die Jahre: Laut Statistischem Bundesamt war auch im Jahr 2023 nur jeder zehnte Arbeitende im Handwerk eine Frau (10,2 Prozent), in der Anlagen- und Maschinenbedienung lag der Anteil bei 15,1 Prozent. In allen MINT-Berufen, also allen Jobs rund um Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, sind laut einer Erhebung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Schnitt fünf von sechs Stellen von Männern besetzt. In der Baubranche sind es durchschnittlich sieben von acht Stellen.
Lisa Grabert erhielt für das Niedersachsen-Technikum einen Praktikumsplatz in einem großen Bauunternehmen, sah sich verschiedene Vorlesungen und Seminare an der Jade Hochschule an – und begeisterte sich besonders für Baukonstruktion.
„Toll aufgenommen, immer respektvoll behandelt“
Da passte, dass sie, während sie nach dem Technikum jobbte, eine Stelle als Auszubildende zur Bauzeichnerin bei tbd in Friedeburg entdeckte. 2018 legte sie los – mit großem Erfolg. „Ich bin toll aufgenommen und immer respektvoll behandelt worden. Alle waren super lieb, haben sich gekümmert. Die Kollegen haben sich dahintergeklemmt, dass ich eine gute Ausbildung bekomme – auch, weil in der Schule bei der Ausbildung zum Bauzeichner der Schwerpunkt eher im Hochbau liegt, während der Schwerpunkt bei mir ja in Tief- und Straßenbau lag.“
Ausbildung als tolle Vorbereitung auf das Studium
“Dass die Ausbildung zum Bauzeichner aber so breit und vielseitig aufgestellt ist, man mit so vielen verschiedenen Feldern und Inhalten in Berührung kommt, hat mir im Studium sehr weitergeholfen. Das war wirklich ein Vorteil und eine tolle Vorbereitung“, sagt die 25-Jährige. Während im Wintersemester 2023/24 die Zahl weiblicher Studierender in den Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und bei Mathematik laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes bei nur knapp einem Drittel (32 Prozent) lag, waren es nur zwei Frauen nebst 48 männlichen Kommilitonen – ein Anteil von nur vier Prozent. “Ich glaube tatsächlich, dass sehr viel mehr Frauen sich für die Aufgaben und das Themenfeld begeistern könnten, wenn sie sich darauf einlassen. Denn die Branche und die Herausforderungen sind unglaublich abwechslungsreich und vielseitig”, sagt Lisa Grabert.
“Ich spüre große Wertschätzung”
Und wie ist es als Frau unter so vielen Männern zu arbeiten? Klar wird auf der Baustelle auch mal geflachst. „Das gehört ja dazu, zum Spaß, den man miteinander macht und hat. Da ist nie etwas unter die Gürtellinie gegangen“, sagt Lisa Grabert, die sich privat für Sport begeistert, gern backt, Musik hört und spazieren geht. „Ich habe mich super aufgehoben gefühlt. Ich habe nie Sprüche gehört, wie: ,Du bist eine Frau, lass mich mal, das kannst Du nicht.‘ Im Gegenteil. Man hat mir alles zugetraut – und beigebracht. Da spüre ich große Wertschätzung. Wir sind einfach gute Kollegen. Da spielt das Geschlecht keine Rolle.“
„In der Persönlichkeitsentwicklung wirklich weitergeholfen“
Mehr noch: „Es ist immer an mich gedacht worden – und daran, dass es weitergeht. Die Firma hat mir in der Persönlichkeitsentwicklung wirklich weitergeholfen.“ Wenn die ehrgeizige Wiesmoorerin sich im Studium selbst Druck machte, „haben mir die Kollegen gut zugeredet, waren stärkende Stütze im Hintergrund und haben gesagt: ,Wir wissen doch, was Du kannst!‘“
Das kann und darf sie jetzt in neuer Rolle zeigen – und als Trainee in der Projektleitung in weitere Geschäftsfeldern über das Ingenieurwesen hinaus sammeln: in der zerstörungsfreien Werkstoffprüfung, in der Anlagen- und Rohrnetzüberprüfung, auch im Feld Kabel- und Rohrleitungsnetze. Die 25-Jährige sagt: „Ich finde es spannend, das Unternehmen in seiner Vielfalt jetzt noch besser kennenzulernen. Und zu schauen, was am besten zu mir passt. So spannend und Horizont erweiternd das Studium war, bin ich froh, jetzt einfach wieder praktisch zu arbeiten und anzupacken.“ Und das Vertraute aus neuer Perspektive zu erleben.
Wir bei tbd freuen uns sehr, diesen Weg gemeinsam zu gehen – und nehmen zudem wertvolle Impulse aus den Erfahrungen von Lisa Grabert mit, um uns für die Zukunft noch besser aufzustellen. „Selbstverständlich können wir uns so eine Förderung auch wieder vorstellen, wenn es von den Leistungen und menschlich so hervorragend passt”, sagt Uwe Jahnke. Und fügt an: „Mit der Unterstützung von Lisa wollen wir auch zeigen, dass junge Frauen bei uns im Betrieb eine Perspektive haben. Sie kann der Leuchtturm sein, der nach außen strahlt und zeigt, dass der Baubereich keine reine Männerdomäne ist.“
Wertschätzung in der Presse
Was uns sehr freut: Auch die Presse hat den erfolgreichen Werdegang von Lisa Grabert gewürdigt. Ganz herzlichen Dank an Nicole Böning, Redakteurin der “Ostfriesen-Zeitung”, für ihren tollen Text, den man hier lesen kann.
Ebenso herzlichen Dank auch an Jörg Schürmeyer, Leiter des Thementeams Wirtschaft bei der Nordwest-Zeitung, der das Thema ebenfalls toll aufgegriffen hat. Seinen Text kann man hier lesen.